| von | zeln die Freunde. Die Frage, ob das neue |
| Maike Nicolai | Zuhause in Deutschland oder Frankreich |
| liegen sollte, ließ sich relativ leicht klären. | |
| Weyhe.   "Ey, Nobbi!    Mal wieder hier ? | "Sie wollte ihre Familie, Freunde und den |
| Mensch, Alter, wie geht´s denn ?" Kumpel- | Job nicht aufgeben und spricht kaum |
| haftes Rückenklopfen verrät die Wiederse- | deutsch." Steinborn war durch die Ver- |
| hensfreunde auf männliche Art. Das Begrü- | einsaustausche und sieben Jahre Schul- |
| ßungszeremoniell   wiederholt   sich ein ums | französisch einigermaßen gewappnet. Die |
| andere Mal. "Nobbi" und seine Kameraden | Trennung vom Beruf fiel dem gelern- |
| aus   der   Basketballsparte   des Sportclubs | ten Kaufmann "nicht besonders schwer". |
| (SC) Weyhe haben sich lange Zeit nicht ge- | Seine Familie überließ ihm die Entschei- |
| sehen. | dung. "Ich hab`s riskiert, und es hat sich |
| "Nobbi", das ist Norbert Steinborn. Vor | gelohnt" |
| über einem Jahr, am 1. Februar 1997, war | Durch den Austausch zwischen dem BBC |
| der ehemalige Weyhe "der Liebe wegen" | Changé und dem SC Weyhe, der seit 1982 |
| ins französische Allonnes bei Le Mans über- | besteht und an dem er schon mehrmals teil- |
| gesiedelt. Jetzt ist er im Rahmen des Aus- | genommen hat, hatte Steinborn bereits ei- |
| tauschs zwischen dem SC Weyhe und dem | nen Freundeskreis in Le Mans. |
| Basketballclub Changé (BBC) für eine | Daß er nicht auf Anhieb eine feste Anstel- |
| knappe Woche nach Weyhe zurückgekom- | lung finden würde, war dem Wahlfranzosen |
| men - "sonst sind wir immer von hier aus | klar. Zeitjobs sind zur Zeit seine einzige |
| nach Frankreich gefahren, und jetzt komme | Möglichkeit. "Es hapert noch mit der Spra- |
| ich mit denen hierher, schon komisch." | che." Aber er bleibt optimistisch und ver- |
| " Nobbi " ist eigentlich eine Untertrei- | bessert seine Sprachkenntnisse mit Kursen |
| bung. Der Basketballspieler ist ein wahrer | an der Universität. |
| Hüne und kehrt im Kreis der Kameraden | Eine Rückkehr nach Deutschland steht |
| Coolness und eine harte Schale heraus. Um | für Steinborn nicht zur Debatte. "Das deut- |
| so überraschender erscheint seine Ge- | sche Bier, Schwarzbrot, frische Brötchen |
| schichte, von der er sachlich berichtet. | und Fahrradwege" fehlen ihm zwar, aber |
| Freunde vom Basketballaustausch hatten | damit könne man leben. Und zwei- bis drei- |
| ihn zu ihrer Hochzeit eingeladen. " Und da | mal kommt der ehemalige Weyher zurück, |
| war auch sie: Valerié." | um Freunde und die Familie zu treffen. "So |
| Die beiden starteten eine Brieffreund- | weit ist es ja gar nicht." |
| schaft und besuchten sich ab und zu. "Das | Ein echter Franzose ist er bis jetzt noch |
| ging über zwei Jahre. Und dann mußte mal | nicht geworden, sondern fühlt sich eher |
| eine Entscheidung getroffen werden." Ganz | "teils, teils". Sein Zuhause liegt aber ein- |
| trennen wollten sie sich nicht. "Außerdem | deutig in Le Mans. Was es ihm dort am mei- |
| kam in Juni 1996 eine Tochter zur Welt." | sten angetan hat? "Ich könnte hier jetzt von |
| Aber die sei nur noch der letzte Anstoß ge- | allgemeiner Lebensauffassung anfan- |
| wesen, meint der junge Mann heute. | gen...",grinst er und macht eine ausladen- |
| "Drüber nachgedacht hatte ich schon | de Geste. Ja,schön lange essen, die Sache |
| vorher." Die Hochzeit steht noch aus - "erst- | ruhig angehen lassen, so was. Und die Lie- |
| mal die Weltmeisterschaft abwarten", wit- | be natürlich." |
aus: Regionale Rundschau vom 14.04.1998   Nr. 86   Seite 3
